Frühlingsexkursion vom 25. März – 5. April 2000 nach Zypern mit Walter Stasser und 15 Teilnehmern, darunter Prof. Ivan Assenov. Von dieser 12-tägigen Exkursion wird keine Artenliste publiziert, da über 500 Arten gefunden wurden. Interessierte können sich für eine Artenliste und Skizzen der besonderen Arten bei Walter Strasser, Steffisburg, melden.
1. Exkursion: Jura-Südfüss zwischen Twann und Ligerz, Felsenheiden und Weinbergvegetation
Datum: 27. Mai 2000
Leitung: Frau Dr. H. Hoffmann
2. Exkursion: Pfynwald – Salgesch
Datum: 11. Juni 2000 (Pfingsten)
Leitung: Dr. Philippe Werner
Während der letzten Eiszeit grub sich der Rhonegletscher tief in das Rhonetal bei Salgesch. Er transportierte das in Felsstürzen von den Bergflanken auf seiner Seite heruntergestürzte Material bis zu 10 km weiter und lagerte es schliesslich in Form der Hügel ab, die heute für den unteren Teil des Pfynwalds so charaketeristisch sind. Die Föhrenwälder, die sie bedecken, sind für die Schweiz einmalig. Trotz der Taleraktion zur Rettung des Pfynwalds von 1986 und diversen Versuchen seither, ist der Pfynwald nicht unter Naturschutz gestellt. Neue Pläne gehen dahin, das gesamte Talbecken – von Gipfel zu Gipfel – als Naturerlebnispark zu schützen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Um die Natur zu schonen, sollen das Eisenbahntrasse und die geplante Autobahn in Tunnels geführt werden.
Die Hügel bei Salgesch mit ihren Trockenwiesen drohten im Rahmen der laufenden Melioration zur Reb-Monokultur zu verkommen. Unter anderem der Überzeugungskraft von Herrn Werner ist es zu verdanken, dass stattdessen ein Netz von naturbelassenen Flächen die Rebberge durchzieht, und damit einer Vielfalt von Pflanzen und Tieren ein Refugium bietet.
Die Exkursion führte uns im ersten Teil durch die Meliorationsflächen und die naturbelassenen bzw. neu geschaffenen Naturflächen. Im zweiten Teil stiegen wir den Hang hoch zu dem dort vorherrschenden Flaumeichengebüsch.
3. Exkursion: Zermatt und Umgebung
Datum: 8. – 9. Juli 2000
Leitung: Dr. Arnold Steiner
Eingekesselt von Viertausendern ist Zermatt etwa gleich niederschlagsarm wie Sitten. Die speziellen klimatischen Bedingungen ermöglichten es verschiedenen nach der Eiszeit zugewanderten Steppenarten, sich bis heute zu behaupten. Zum ausserordentlichen Artenreichtum der Gegend trägt zudem der Umstand bei, dass sich hier die geologischen Verhältnisse auf kleinstem Raum immer wieder ändern.
1. Tag: Blauherd – Stellisee – Zermatt
Mit der Seilbahn erreichten wir ohne grosse Mühe die Endstation Blauherd. Die Wanderung führte uns dem Südhang der Rothörner entlang zum Stellisee. Nicht allzuweit von der Seilbahnstation oberhalb der Strassenböschung findet man typische Buntschwingelrasen. Das Crepidi-Festucetum mit Charakterarten wie Festuca varia (hier in der Kleinart F. scabriculmis ssp. luedii), Crepis aurea und Potentilla grandiflora gleicht in seiner treppenartigen Struktur den Blaugras-Halden. Säurezeiger wie Antennaria dioica oder Campanula barbata machen jedoch deutlich, dass wir uns hier in bodensauren Bereichen befinden.
Die Naturstrasse führt uns vorbei an Hängen, in denen das Gelb des grossblüten Helianthemum nummularium ssp. grandiflorum mit jenem des kleinblütigeren Helianthemum alpestre konkurriert. Am Strassenrand Seltenheiten, die in der Schweiz nur in dieser Region anzutreffen sind: Thlaspi sylvium, Trifolium saxatile, Artemisia glacialis, Astragalus sempervirens und Oxytropis helvetica. Der Stein-Klee scheint von den Ruderalflächen zu profitieren, die durch die Erdarbeiten entstandenen sind.
Mittagessen gab es auf einer Matte nahe dem Stellisee, mitten im Festucetum halleri mit viel Androsace vitaliana (leider verblüht). Dabei hatten wir Zeit, die seltene Alpenkrähe zu beobachten, die – wie ihr lateinischer Name Pyrrhocorax pyrrhocorax treffend festhält – an ihrem roten Schnabel zu erkennen ist.
Am Ufer des Stellisees und schon früher quasi als ‚Strassengrabengesellschaft' wächst der seltene alpine Binsenseggen-Kalksumpfrasen (Caricion maritimae) mit seinen typischen Charakterarten Carex maritima, Juncus arcticus und Carex bicolor.
2. Tag: Schwarzsee – Stafel – Grand Dixense-Pumpwerk – Zermatt
Der zweite Tag startete unmittelbar vor den Toren der Luftseilbahn-Endstation Schwarzsee mit der – erfolgreichen – Suche nach Potentilla multifida. Ganz in der Nähe auf einem windigen Felskopf in den Ritzen Festuca quadriflora zusammen mit Artemisia umbelliformis: Sie deuten darauf hin, dass wir uns hier im Artemisio-Festucetum pumilae, einer Assoziation der Kalk-Felsspaltgesellschaften befinden.
Nur wenige Meter weiter, am windexponierten Abhang wechselt das Bild völlig: bräunliche, dichte Rasen, nur wenige farbige Blüten geprägt von Elyna myosuroides und Carex curvula ssp. rosae, Charakterarten der auf Karbonatgestein stockenden, windexponierten, trockenen Nacktried-Rasen (Elynetum).
Wieder nur wenige Meter tiefer ändert sich die Artenzusammensetzung erneut. Jetzt bestimmen Säurezeiger das Bild: Helictotrichon versicolor, Phyteuma globulariifolium ssp. globulariifolium, Potentilla frigida, Pulsatilla vernalis u.a.. Wo der Abhang dem Wind ausgesetzt ist und der Schnee öfters weggeblasen wird, wird der Rasen lückiger. Loiseleuria procumbens, das extreme Witterungsbedingungen erträgt, kann sich ansiedeln. Dazwischen werden Lücken für Flechten frei, u.a.: Cetraria islandica, Cetraria ericetorum, Cetraria nivalis, Tamnolia vermicularis.
Im Kiesschutt nordwestlich des Schwarzsees finden wir Campanula cenisia, Saxifraga biflora und Cerastium latifolium. Von unserem Führer angetrieben geht es von nun an – ein wenig – zügiger weiter. Kurz bevor der Skilift die Strasse überquert, verlassen wir den Weg hangabwärts, um an der Basis der durch Solifluktion entstandenen Bulten des Elynetum seslerietosum nach den Blättern und Früchten von Callianthemum coriandrifolium zu suchen.
Am Ende des ehemaligen Felssturzgebiets führt der Weg an einem grösseren Tümpel vorbei, der zum Schutz vor Kühen – und Wanderern – eingezäunt wurde. Auch ausserhalb des Zauns finden wir die charakteristisch weiss blühende Kleine Simsenlilie (Tofieldia pusilla) in Mengen.
Nach einem kurzen Halt im Bergrestaurant brachen wir Richtung Zmuttgletscher auf. Vielleicht 200 – 300 m östlich der Pumpwerke wächst links und rechts am Strassenrand der Drüsige Spitzkiel (Oxytropis fetida), meist bereits fruchtend. Anschliessend begann es erst leicht, dann immer stärker zu regnen. Die meisten Teilnehmer der Exkursion hat das nur wenig gestört. Dr. Steiner hat uns ein reichhaltiges, sättigendes Menü präsentiert.
4. Exkursion: Vanil Noir
Datum: 6. August 2000
Leitung: Prof. Dr. J.-L. Richard
Das unter Naturschutzgebiet stehende Kalkmassiv des Vanil Noir ist in das Inventar der Landschaften von nationaler Bedeutung aufgenommen worden. Während der letzten Eiszeit erhoben sich die Gipfel des Vanil Noir über die Eisströme und wurden so zum Refugium zahlreicher jetzt seltener Pflanzenarten. Davon kamen wir leider nicht viel zu Gesicht, da uns wegen des schlechten Wetters der Zugang zu exponierteren Stellen verwehrt blieb.
Eindrücklich ist, wie expositionsbedingte Unterschiede, insb. bezüglich Feuchtigkeit und Temperatur auf gleichartigem Kalkschutt deutlich unterschiedliche Pflanzengesellschaften hervorbringen.